Foto: Rafael Kroetz

Preisträger max40 – Junge Architektinnen und Architekten 2021

Sebastian Jud – Grundschule und Kindertageseinrichtung

Foto: Rafael Kroetz

Sebastian Jud – Grundschule und Kindertageseinrichtung

Projekt
Das schwarze Haus
Architekt
JUDARCHITEKTUR BDA, Stuttgart


Der Neubau bildet mit der bestehenden Sporthalle ein Ensemble. Durch seine Platzierung entsteht ein vom Dorfplatz differenzierter Freibereich, der als Spiel- und Bewegungsfläche genutzt werden kann. Durch einen gezielten Ausschnitt aus dem kubischen Volumen wird der Eingangsbereich zum Platz hin artikuliert. Der Neubau wird durch einen überdeckten Weg mit der bestehenden Sporthalle verbunden.

Ein überdachter Vorbereich führt in ein gemeinsames Foyer, eine Art „Dorfplatz für die Kleinen“, welcher unterschiedlich bespielt werden kann. Die jüngeren Kinder gehen links in den Kindergarten oder in die Kinderkrippe, die Schulkinder gelangen über eine großzügige Treppe in das Obergeschoss. Das Foyer wird über die Enden der Flure, die ausnahmslos im ganzen Gebäude einen Bezug zum Außenraum haben, sowie über eine großzügige Dachverglasung natürlich belichtet.

Die Klassenzimmer und Kindergartengruppenräume sind zum Dorfplatz hin orientiert. Nordwestlich befinden sich die Schul- und Hausverwaltung, welche durch eine etwas schmälere Flurzone einen eher internen Charakter erhalten. Im Entwurf wurde auf räumliche Qualitäten, Blickbeziehungen zwischen Außen- und Innenraum, zwischen Kindergartenkindern einerseits und Schülerinnen und Schüler andererseits, großen Wert gelegt. Eine kindgerechte Planung war zentrale Leitlinie. Flurbereiche werden aktiviert und dienen als erweiterte Unterrichtsbereiche und Kommunikationsflächen. Die Kinder finden hier Nischen, Möbel und hohe Aufenthaltsqualitäten. Brüstungshöhen sind herabgesetzt, so dass sie auch im Sitzen nach draußen schauen können.

Der Neubau erhält durch eine Putzfassade seine haptische Anmutung. Gezielte Differenzierungen zwischen Wand (strukturiert) und Leibungsflächen (glatt) durch unterschiedliche Putze verstärken den monolithischen Charakter des Körpers. Im Innenraum werden robuste und ökologische Baustoffe wie Linoleumböden (gelegentlich Industrieparkett), weiß verputzte Wände, Sichtbetonwände, die eine hohe Wärmespeicherung ermöglichen (Kern), verbaut. Der zweigeschossige, kubische Baukörper ist als Massivbau geplant. Ein doppelschaliges Leichtbetonmauerwerk (Blähton) bildet die Außenhülle des Gebäudes. Hierbei übernimmt die innere Schale statische Anforderungen, die äußere ist selbsttragend und hat zusätzlich eine dämmende Wirkung. Innenwände aus Stahlbeton bilden die Auflager für die Massivdecken. Das Gebäude ist auf Grund seiner kompakten Organisation effizient geplant und ermöglicht eine Ausführung im Passivhausstandard.

Sebastian Jud
JUDARCHITEKTUR BDA
Freier Architekt BDA
Markusplatz 4
70180 Stuttgart
www.judarchitektur.de
E-Mail

 

Preisträger

max40 – Junge Architektinnen und Architekten 2021 – Preise

Der kompakte Baukörper der KiTa und Grundschule in Ulm gibt
seine außergewöhnlichen Qualitäten erst auf den zweiten Blick
preis. Die gemischte Nutzung mit einem Raumprogramm für Kleinkinder
(U3) bis hin zu Kindern der 4. Grundschulklasse wird typologisch
sehr effizient und überzeugend organisiert.
Dabei schaffen vom Erdgeschoss bis zum Dach durchgesteckte
und verglaste Oberlichter räumliche Blickbeziehungen zwischen den
Ebenen und den Nutzungseinheiten und lassen die Kinder (trotz
der inneren funktionalen Trennung) das Gebäude als gemeinsames
Haus erleben: die Kleinen im Erdgeschoss, die Großen im Obergeschoss,
besonders praktisch bei Geschwistern (und für die Eltern).
Die Oberlichter, die im Obergeschoss als Lichthöfe dienen, versorgen
außerdem die Kernzonen und den Eingangsbereich großzügig
mit Tageslicht.
Bemerkenswert ist jedoch vor allem die massive Konstruktion der
Gebäudehülle, die als Kombination aus unterschiedlichen Dämmbeton-
Mauersteinen hergestellt wurde. Im Sinne der Nachhaltigkeit
und Wiederverwendbarkeit von Baustoffen ein beachtenswerter
Beitrag, da das Gebäude den Passivhausstandard erreicht!
Die enorme Außenwandstärke (von insgesamt fast 90 cm) erzeugt
auch räumlich und gestalterisch eine hohe Qualität, sowohl
plastisch nach außen als auch zweckmäßig nach innen. So erlaubt
sie etwa die Nutzung als raumhaltige Wand mit Fensternischen im
Obergeschoss.
Die von außen verdeckt angeschlagenen, großformatigen Holzfenster
unterstreichen den monolithischen Charakter des Hauses
und zeugen vom sicheren Umgang mit Material und Detail.
An den entscheidenden Stellen entsteht hier eine angemessene
und durchdachte Wertigkeit. Eine reife Leistung!

Für die Jury
Prof. Andreas-Thomas Mayer