Kristina Egbers

Preisträger max40 – Junge Architektinnen und Architekten 2021

Kristina Egbers – Initiative Rising Star / Schulgebäude für Hopley, Simbabwe

Kristina Egbers

Kristina Egbers – Initiative Rising Star / Schulgebäude für Hopley, Simbabwe

Projekt
Initiative Rising Star / Schulgebäude für Hopley, Simbabwe
Architekt
Kristina Egbers für Ingenieure ohne Grenzen e.V.


Klimafreundlich bauen, ein angenehmes Raumklima schaffen und möglichst vielen Schülerinnen und Schüler der simbabwischen Rising Star Grundschule Zugang zu Bildung ermöglichen – das sind die Ziele des Projekts, das seit 2016 in Hopley entsteht. Der ganzheitliche Ansatz liegt hierbei nicht nur in der Verwendung lokaler Materialien, sondern auch in der Ausbildung von Mitarbeitenden, die dann im Sinne sozialer Nachhaltigkeit Verantwortung übernehmen. Hopley liegt am Stadtrand von Simbabwes Hauptstadt Harare. In Folge einer Zwangsumsiedlung 2005 ist das Viertel ein Zufluchtsort für Bürgerinnen und Bürger aus den umliegenden Stadtteilen geworden. 2010 haben sie die Rising Star Schule gegründet. Allerdings fand der Unterricht zunächst nur unter einfachsten Bedingungen statt. Sie galt es zu verbessern.

Das von Kristina Egbers im Rahmen ihrer Diplomarbeit an der Universität Stuttgart bei Prof. Arno Lederer entworfene Gebäude wurde unter dem Dach des Vereins Ingenieure ohne Grenzen im Detail weiter geplant und erstellt. Das Projekt lebt von der engen Zusammenarbeit der ehrenamtlich arbeitenden Ingenieurinnen, Ingenieuren, Architektinnen, Architekten und weiteren Berufsgruppen in Deutschland mit dem handwerklichen Personal sowie Projektbeteiligten in Simbabwe.
Die innovative Bogenkonstruktion vereint Tragkonstruktion und Außenwand. Das Gebäude besteht aus massivem Ziegelmauerwerk, das als lokales Baumaterial sowohl Schutz vor Überhitzung der Räume gewährleistet als auch das Aussehen der Schule bestimmt.

Durch den Bau von Rundbögen mit einem Radius von drei Metern lassen sich die für ein Klassenzimmer erforderlichen Spannweiten ohne weitere konstruktive Bauelemente verwirklichen. Das modulare System ermöglicht es, schrittweise neue Klassenräume und Freibereiche hinzuzufügen. Einander gegenüberliegende Fenster in den etwa 60 Quadratmeter großen Klassenzimmern für 50 Personen ermöglichen eine natürliche Querlüftung. Um ein gutes Raumklima zu gewährleisten, wird ein Doppeldach aus Holzdecke, Lüftungsebene und wetterschützendem Trapezblech gebaut.

Zur zweizügigen Grundschule für die Klassen 1 bis 7 (simbabwisches Schulsystem) gehört auch ein Verwaltungstrakt für das Lehrkräfte. Ende 2020 wird der fünfte Bauabschnitt fertiggestellt und in Betrieb genommen. Nun sind innovative Ideen gefragt, um das zu 100 Prozent auf Spenden basierende Projekt Jahr für Jahr durch die landestypischen Turbulenzen zu steuern wie die andauernde Wirtschaftskrise, Bargeldknappheit, monatelang verschobene Wahlen und Benzinknappheit.

Kristina Egbers
für Ingenieure ohne Grenzen e.V.
www.ingenieure-ohne-grenzen.org
www.kristinaegbers.com
E-Mail

 

Preisträger

max40 – Junge Architektinnen und Architekten 2021 – Preise

Was die Jury an diesem Projekt so schätzt, ist die architektonische,
ja sogar die deutliche tektonische Aussage – eine Eigenschaft, die
wir normalerweise bei solchen Design-Build-Projekten nicht finden.
Oft entsprechen diese Bauten einer Art Sammelsurium an baulichen
Lösungsvorschlägen von Studierenden in einer ihnen noch
fremden lokalen Bauweise, ausgeführt von den ortsfremden Studierenden
europäischer oder westlicher Hochschulen mit lokalen
Helfern. Das ist hier eben nicht der Fall. Eine Architektin mit einer
klaren Vorstellung und einem ubiquitären Baustoff, dem Ziegel, entwirft
eine ganz klare Gestalt, die auch noch klimagerecht Schatten
spendet. Der Bogen aus Ziegeln dient hier als tragende und
gereihte Schotte, viele Bögen in einer Linie ergeben gereihte Klassenräume
einschließlich schattigen Vorzonen. Fertig. Sehr leicht
fallen einem ikonisch-gestalterische Vorbilder in der Ziegelarchitektur
ein, von Louis Kahns Institute of Management im indischen
Ahmedabad bis hin zu Rafael Moneos Museo Nacional de Arte
Romano im spanischen Merida mit dessen Bögenabfolge. Das sind
keine schlechten Vorbilder für eine knapp über dreißigjährige Architektin,
die ihnen nicht nur ein Denkmal setzt, sondern eine eindrückliche
und robuste Architektur in Simbabwe hinterlassen hat.

Für die Jury
Peter Cachola Schmal