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62. BDA Wechselgespräch: Zukunft erhalten – Zukunft gestalten

1. Mai 2023

Zukunft erhalten, Zukunft gestalten

Das Thema des 62. BDA-Wechselgesprächs fasste David Kasparek in Form einer Frage: Bedeutet Erhalt, also das Bauen im Bestand, wie es nach Auffassung des BDA künftig die Regel sein soll, eine Einschränkung oder neue Spielräume für die Gestaltung? Jonas Malzahn stellte die Ausstellung „Nichts Neues – Besser Bauen mit Bestand“ des Deutschen Architekturmuseums (DAM) vor, die er ko-kuratiert hat. Aus den sechs Kategorien von An-, Um- und Rückbau bis hin zu Stadt- und Dorferneuerung griff er einzelne, vorbildliche Beispiele heraus wie das Hamburger Gängeviertel oder das Haus Bräutigam im thüringischen Schwarzenberg, übernommen in Erbpacht von einem Verein, der auch offene Bauwerkstätten anbietet. Das Interimsquartier des DAM im Frankfurter Ostend, gebaut für Neckermann, lange Zeit Telekom und seit 2016 leer stehend, war selbst vom Abriss bedroht. Nach einem Besitzerwechsel scheint sich nun eine Lösung anzubahnen.

Bettina Kraus  eilte im „Parforceritt“ (Kasparek) durch Projekte ihres Büros Kraus Fischnaller und Übungsaufgaben für ihre Studierenden an der Stuttgarter Kunstakademie. Bauen im Bestand böte viele Möglichkeiten, Dinge zu tun, die man sich sonst nicht erlauben könne oder auf die man nicht käme. Ihre bevorzugte Methode: Sich den Bestand daraufhin anzusehen, für welche neue Nutzung er sich am besten eignet. Ein Heizkraftwerk wird zur Therme, ein Schwimmbad zur Bibliothek in Form eines indischen Stufenbrunnens. Christina Patz von den Architects for Future hielt ein flammendes Plädoyer für eine Umbauordnung und ein Abrissmoratorium. Noch immer seien 2021 in Deutschland 15.000 Gebäude abgerissen worden. Es sei klar, was zu tun sei, nun käme es darauf an, zu handeln und die Debatte in die Breite zu tragen. Es gelte, Potenziale zu erkennen, Wissen zu teilen und eine Haltung zu entwickeln. Auch unscheinbare kleine Gebäude könnten durch Dämmung und Holz-Aufstockung ertüchtigt werden.

Weitgehend Einigkeit also. Allerdings kann Bauen im Bestand eine große Herausforderung sein, auch weil es bisher wenig gelehrt wird. Fast alle im Bauwesen müssen damit erst noch Erfahrungen sammeln. Am Schluss wollte Kasparek jeweils in einem Satz wissen, was den dreien am wichtigsten sei. Patz nannte die 2000-Watt-Gesellschaft. Malzahn ist ein „Fan des guten Beispiels“. Kraus würde gern die „Lobbyarbeit cleverer machen“.